Faulkner? Faulkner! - WELT (2024)

Brigitte Kronauer

Autoren, die moderne Literatur schreiben, sind zumindest indirekt von William Faulkner beeinflusst. Es muss ihnen gar nicht bewusst sein. Viele aber berufen sich namentlich auf ihn, vor allem diejenigen, die sich nicht in erster Linie als Stilisten empfinden und, abweichend vom Avantgarde-Gebot des frühen 20. Jahrhunderts, eine Entscheidung weder für das Gefühl allein noch allein für die Sprache getroffen haben.

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Das Wichtigste für mich: Faulkner begibt sich mit jedem Buch auf eine ruhelose Suche nach den besten Mitteln, nach jener Form, mit der er sich der jeweils umkreisten Wahrheit am dichtesten nähern kann. Dieses immer neue Risiko eines Findens, Verwerfens, Revidierens des literarischen Handwerkszeugs gibt den Inhalten seiner großen "Heimatchroniken" (Nabokov) aus dem Mississippi-Gebiet die stetig vorwärtsdrängende, den Leser heftig involvierende Energie.

Man kann das am wilden, zugleich streng funktionalen Perspektivenwechsel von "Licht im August" erleben, diesem Krieg, den ein "weißer Neger" gegen sich und die Gesellschaft führt. Radikaler noch in "Schall und Wahn", einem unter größten Mühen geschriebenen Roman, den Faulkner selbst als sein "heldenhaftestes, glorreichstes" Scheitern bezeichnete, so wie er Herman Melvilles "Moby Dick" für den großartigsten Roman Amerikas hielt, eben weil er, gemessen an dem gigantischen Vorhaben, unvollkommen blieb.

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Der Roman ging "über Menschenkraft". Aber: Die Verwirklichung einer Vision ist mit äußerster Kraftanstrengung versucht worden. Und darauf kommt es an!

Das mag, von unserem zeitgenössischen Buchbetrieb her gesehen, extrem anachronistisch erscheinen - und ist gerade deshalb besonders für junge Schriftsteller ein gar nicht zu überschätzendes Beispiel künstlerischen Eigensinns, der allein die wahre Lebendigkeit von Literatur jenseits der Konsumschemata garantiert.

Heiße Buchempfehlung Nr. 3: Frederick L. Gwynn, Joseph L. Blotner: "Gespräche mit Faulkner", erschienen bei Achilla Presse.

Brigitte Kronauer, geboren 1940 in Essen, ist die Autorin von Romanen wie "Die Frau in den Kissen", "Teufelsbrück" und zuletzt "Zwei schwarze Jäger" (2009). 2005 erhielt sie den Büchner-Preis

Arnold Stadler

Faulkner gehört zu jenen Schriftstellern, deren Bücher mich so sehr erreicht haben, dass mir selbst noch deren Grab etwas bedeutet. Am Grab von William Faulkner war ich leider noch nicht; aber da wir nun doch alle das Internet haben, kann ich von meinen vier Wänden aus in ein paar Augenblicken bis nach Oxford/Mississippi gelangen und von meinem Schreibtisch aus den Frontporch seines Hauses sehen, wo er gerade noch in seinem Schaukelstuhl gesessen hat bei einem Sundowner, heute vor 51 Jahren. Er hat ja gerne getrunken. Und so weiter.

Und beim Lesen seiner Bücher aus dem tiefen Süden dachte ich mir, dass er zu jenen gehört, von denen ich eigentlich alles lesen möchte, was sie geschrieben haben. Habe ich aber leider noch nicht. So viel kann ich aber schon jetzt sagen: William Faulkner gehört auch zu jenen, die schon mit einem einzigen Buch es vermochten, eine ganze Welt zu vergegenwärtigen, auch für mich.

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Und dann dachte ich mir auch noch, dass Faulkners Bücher der schönste Beweis für meine These sind, dass es auf der Welt Provinz nicht gibt, schon gar nicht in literarischen Dingen, sondern nur Welt. Die Welt Faulkners ist eine von ihnen.

Arnold Stadler, geboren 1954 in Meßkirch, veröffentlichte zahlreiche Romane und bekam 1999 den Büchner-Preis. 2012 erschien "Auf dem Weg nach Winterreute"

Norbert Niemann

Faulkner lesen heißt in einen tranceartigen Zustand geraten. Mehr als jeder andere Autor zieht mich seine Prosa in die Innenwelten der Figuren hinein. Das liegt nicht zuletzt an den Charakteren, oft sind es arme, ungebildete Leute. Wenn in "Als ich im Sterben lag" die Mitglieder einer Bauernfamilie ihr Dasein gedanklich verarbeiten und bewerten, besitzen sie außer Aberglauben und Bruchstücken aus der Bibel kaum Hilfsmittel dazu. Manchmal nicht mal diese. In "Licht im August" stibitzt der fünfjährige Waise Joe Christmas bei seiner Pflegerin Zahnpasta, von der er nicht weiß, wozu sie gut ist. Er drückt sich den "rosa Wurm" auf den Finger und leckt ihn auf. Einmal kommt sie mit ihrem Geliebten ins Zimmer, als er mit der Tube im Schrank zwischen Frauenkleidern sitzt. Christmas versteht nicht, was vor sich geht. Er registriert, isst Zahnpasta, bis er sich übergeben muss. Zahnpasta, Erbrechen und das Verhalten des Paars verbinden sich zu einer namenlosen Schuld.

"Schall und Wahn" beginnt aus der Perspektive des geistig zurückgebliebenen Benji. Das Geschehen setzt sich aus Wahrnehmungssplittern und Assoziationen zusammen. Gegenwart und Vergangenheit purzeln kreuz und quer. Benjis Eindrücke stehen wie unverbunden nebeneinander. Doch ergeben sie nach und nach das Abbild einer komplexen, in sich stimmigen Wirklichkeit.

Faulkners Poetologie hat Schule gemacht. In Camus' "Der Fremde" sind die Eindrücke Meursaults ebenfalls ihrer reflektierenden Verknüpfungen entkleidet. Allerdings ist diese Haltung eine künstliche. Der intellektuelle Überbau, den Faulkners Figuren nicht besitzen, wird von Camus' Helden nachgereicht. Darin manifestiert sich ein Unterschied zwischen europäischer und amerikanischer Erzählweise. Auch an Scorseses "Taxi Driver", wo das Handeln der Hauptfigur aus scheinbar unzusammenhängenden Beobachtungen erwächst, kann man Faulkners enormen ästhetischen Einfluss erkennen.

"Das Gedächtnis glaubt, ehe das Wissen erinnert", heißt es in "Licht im August". Bei Faulkner taucht man ein in eine Welt jenseits begrifflicher Präfigurationen. Man geht zurück an die Schwelle der Reflexion, dorthin, wo die Wörter gerade erst anfangen, Wörter zu sein. Die Realität Faulkner'scher Figuren setzt sich nahezu voraussetzungslos Wahrnehmung für Wahrnehmung, Satz für Satz zusammen. Diese Realität ist nicht weniger vielschichtig als die vermeintlich allgemein verbindliche. Sie lesbar zu machen, auf gleiche Höhe zu heben mit den vorherrschenden Lesarten unserer Wirklichkeit, darin ist Faulkner ein unerreichter Meister, vor dem ich mich nur verneigen kann.

Norbert Niemann, geboren 1961 in Landau an der Isar, schrieb drei Romane, zuletzt 2008 "Willkommen neue Träume" (Hanser)

Ulrich Peltzer

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Es hat lange gedauert, bis ich Faulkner lesen konnte. Es gab zahlreiche Versuche, die immer wieder abgebrochen wurden, nur durch den, soweit ich mich erinnere, konventionell erzählten Roman "Soldatenlohn", seinen ersten, bin ich von Anfang bis Ende durchgekommen. Vor etwa 25 Jahren. Wahrscheinlich spielte dabei die nicht ganz bewusste, von begeisterten Faulkner-Lesern genährte Befürchtung eine Rolle, in meinem eigenen Schreiben zu sehr von jemandem beeinflusst zu werden, den ich, und das ergab sich schon beim bloßen Blättern in seinen Büchern, auf eine für mich unproduktive Weise bewundern würde. Was damals, recht seltsam, überhaupt nicht für Claude Simon, Joyce, Johnson oder Flaubert galt, als hätte Faulkner ein stilistisches Feld eröffnet, auf dem ich mich verlieren könnte, voll erstaunlicher Kurzschlüsse, temporaler Sprünge, einer mit der Wucht einer gewaltigen Springflut hereinbrechenden sprachlichen Unbedingtheit.

Warum ich dann wieder mit Faulkner angefangen habe vor ein paar Jahren, ist mir nicht klar, aber im Regal standen seit Langem eine Reihe seiner Romane, die ich, auf Vorrat sozusagen, gekauft hatte. Schon nach den ersten zwanzig Seiten von "Die Freistatt" musste ich in meinem Götterhimmel Platz schaffen für den Mann aus Mississippi, und das Erlebnis einer Prosa, deren überwältigende Sinnlichkeit lineare Abläufe und Strukturen aufsprengt, pulverisiert, um uns dem menschlichen Leben selbst auszusetzen, seiner Schönheit und seinen grauenhaften Abgründen (eher diesen), der Tragödie und dem Possenspiel eines unbegreiflichen Schicksals. Dass Faulkner im selben Atemzug die Geschichte des amerikanischen Südens mitschreibt, ist fast schon too much .

Meine Favoriten sind "Schall und Wahn" und "Als ich im Sterben lag", 1929 und 1930 erschienene Romane, an deren Modernität sich zu messen für jeden zeitgenössischen Autor ein Muss ist. Das hat es gegeben, das gibt es immer noch; dahinter zurückzufallen, geht nicht mehr. Wie man diese Traditionslinie für sich einlöst, steht auf einem anderen Blatt, die berechtigte Frage, ob es je gelingen kann, sollte einen aber nicht davon abhalten, es immer wieder zu versuchen.

Ulrich Peltzer, geboren 1956, veröffentlichte 2007 den Roman "Teil der Lösung" und 2010 die Poetikvorlesung "Angefangen wird mittendrin"

Martin Kluger

Mit sechzehn, siebzehn las ich fast ausschließlich Amerikaner, vor allem Thomas Wolfe und William Faulkner, also Südstaatler, später kamen die große Eudora Welty, Carson McCullers und Reynolds Price hinzu. Das Südstaatlerische übte seinen Reiz auf mich aus, weil es so anarchisch war, untergegangen und anarchisch, weil es mehr von Vergeblichkeit und Vergänglichkeit wusste als die deutsche Nachkriegsliteratur zum Beispiel, die so vieles verklausulierte und die Spiegel verhängte. Ich habe eine Liebe für die Verlierer und Untergegangenen, die sich gegen die hohe Tragik auflehnen und Spieler, Spötter, Anarchisten werden. Oder die nur die Zeit vergehen sehen wie Eckensteher - meine Liebe zur irischen und polnischen Literatur rührt daher. Von Anfang an, Seite um Seite, schien Faulkner zu sich, zum Leben, zum Leser und zur ganzen Literatur zu sagen: "f*ck you!"

Der erste Roman, den ich von Faulkner las, blieb mein liebster: "Licht im August" mit seiner wundervoll stoischen Heldin Lena Grove. Am Ende ihrer Odyssee zieht sie zurück auf der Landstraße, ein Chaplin-Bild aus den Stummfilmen in diesem 1932 erschienenen Buch. Für den Einstieg empfehle ich aber "Als ich im Sterben lag".

Von Faulkner weiß man, dass er mindestens einmal im Jahr den "Quijote" las, auf dessen Infragestellung der Wahrheit und der Wirklichkeit die ganze Moderne beruht. Man weiß auch, dass er, um finanziell über die Runden zu kommen, lieber in Hollywood Drehbücher schrieb, als im Literaturbetrieb herumzutanzen, das Drehbuch zu Chandlers "The Big Sleep" stammt von ihm und eine Adaption von Hemingways "Haben und Nichthaben". Am liebsten - bekannte er einmal - wäre er Bordellbesitzer gewesen, in einem Bordell am frühen Morgen hätte er seine Romane gerne geschrieben. Erfolg hielt er für "feminin", man müsse ihm die kalte Schulter zeigen. Wie oft bei diesen großen Machos der Literatur hat er unvergessliche, die männlichen an Würde bei Weitem übertreffende Frauenfiguren erschaffen. Ob man ihn heute noch lesen soll? Ich antworte mit einem Shakespeare-Zitat aus "Richard II": For God's sake, let us sit upon the ground and tell sad stories of the death of kings.

Der Berliner Schriftsteller Martin Kluger (geboren 1948) schrieb die Romane "Abwesende Tiere" (2002) und "Die Gehilfin" (2006). 2009 bekam er den Bremer Literaturpreis

Karl-Heinz Ott

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Als ich mit siebzehn erstmals Faulkner las, entdeckte ich eine Welt, die mit ihren Baumwollfeldern und schlammigen Mississippi-Landschaften unendlich fern von meiner oberschwäbischen Donaugegend war, mir aber in ihrer Ferne ungleich vertrauter vorkam als alles, was mir je im Buddenbrooks- und Zauberberg-Kosmos begegnen sollte. Die ländliche Weite und Härte, die Abwesenheit alles Großstädtischen, der Fluch allgegenwärtiger familiärer Verstrickungen, das alles war für mich keine unbekannte Welt. Doch es war nicht nur diese unbürgerliche Welt, die mich packte, sondern vor allem Faulkners vielstimmige Sprachgewalt, die vom polyphon Monologischen übers episch Wogende bis zu furiosen Landschaftsschilderungen reicht. Bei Faulkner erlebt man die Auflösung des Realen ins vielfach Perspektivische, was bei ihm geerdet bleibt in einer Welt, die vor lauter Spannungen ständig am Explodieren zu sein scheint, dabei auf höchst intensive Weise in der fatalen Wiederkehr des Immergleichen verharrt. Faulkner bleibt der Wegweiser schlechthin, auch dort, wo es gar nicht nach Faulkner klingt.

Der Schriftsteller und Musikologe Karl-Heinz Ott, geboren 1957 in Ehingen, ist aktueller Träger des Johann-Peter-Hebel-Preises. Zuletzt erschien sein Roman "Wintzenried"

Kathrin Schmidt

Als ich 1964 zur Schule kam, hatte ich drei Lieblingsbücher von Fred Rodrian: "Das Wolkenschaf", "Die Schwalbenchristine" und "Hirsch Heinrich". Ich konnte sie auswendig, wollte aber unbedingt schnell lesen lernen, um mich nicht nur anhand der Bilder von Satz zu Satz zu hangeln. Ein Jahr später war das längst geschafft, und ich begann, den elterlichen Bücherschrank zu umschleichen.

Mein Vater stellte eine brandneue Trilogie hinein, auf die er sehr stolz zu sein schien: "Das Dorf", las ich, "Die Stadt" und "Das Haus". Was mich an diesen Büchern damals allerdings am meisten faszinierte, waren die Schutzumschläge: Sie mussten vom gleichen Illustrator stammen wie die Einbände meiner drei Lieblingsbücher! Ich schaute nach und fand natürlich schnell heraus, dass hierfür ein Herr namens Werner Klemke zuständig war. Der Schriftsteller kam erst an zweiter Stelle. (Willi-am Faul-kner, las ich und fragte mich, was ein Kner sei ...)

Mein Vater war Englischlehrer und unterhielt freundschaftliche Beziehungen zur Buchhändlerin, sonst wäre ihm diese Volk-und-Welt-Ausgabe womöglich nicht in die Hände geraten. Ich sah mir die Umschläge lange und immer wieder an, versuchte auch zu lesen, was ich aber nicht über ein paar Seiten hinaus fertigbrachte, ich verstand Bahnhof.

Es dauerte zehn oder zwölf Jahre, bis ich mich, weil mein jüngster Bruder zu Weihnachten ein dickes Buch bekommen hatte, die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, mit Schutzumschlag und Illustrationen von, natürlich, Werner Klemke, an diese Bücher erinnerte. Links davon stand nun, Mitte der Siebziger, Theodore Dreisers "Amerikanische Tragödie", rechts davon "König Kohle" und "Der Dschungel" von Upton Sinclair. Ich las alle Bücher hintereinander weg, links angefangen. Danach stellte ich mir diese drei Schriftsteller auf ein inneres Siegerpodest, und siehe da: William Faulkner gewann, Upton Sinclair wurde Zweiter und Theodore Dreiser Dritter.

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An meine Maßstäbe als vielleicht siebzehnjähriges Mädchen kann ich mich nicht recht erinnern. Theodore Dreiser wollte ja wohl irgendwie "das Gute", aber ich hatte so viele Seiten überblättern wollen vor Langeweile, dass ich mich regelmäßig ermahnt hatte, ihm nicht unrecht zu tun. Upton Sinclair wollte auch "das Gute", aber seine Schilderungen der Schlachthöfe zum Beispiel hatten tiefen Grusel in mir ausgelöst. Bei William Faulkner war mir seltsamerweise ganz egal, ob er "das Gute" wollte - er hatte mich gefangengenommen, und es bedurfte keiner Art Stockholm-Syndrom, fortan mehr als zu sympathisieren mit ihm. Der Snopes-Trilogie folgten aus der städtischen Bibliothek in rascher Folge "Griff in den Staub", "Dürrer September" oder "Die Freistatt", kurz, ich las, was ich kriegen konnte.

Es blieb dabei: In mir erwachte eine Ahnung davon, dass Schreiben (können) nichts damit zu tun hat, "das Gute" zu wollen. Wenn man Faulkner heute liest, und ich habe mir eben, angeregt durch diese Umfrage, "Licht im August" aus dem Bücherstapel gezogen, um den ich vor Kurzem, nach dem Tode meines Vaters, meine Mutter buchstäblich erleichtert hatte, ist das nicht anders, und dafür danke ich ihm.

Die 1958 geborene Schriftstellerin lebt in Berlin, schreibt Gedichte und Romane und erhielt für "Du stirbst nicht" 2009 den Deutschen Buchpreis

Rainer Merkel

Man vergisst leicht, wie viel Faulkner man so im Regal stehen hat. Romane, von denen manche allerdings unter dem Verdacht stehen, misslungen zu sein und nicht an die großen Hauptwerke heranzureichen. Manchmal erinnere ich mich daran und bin froh, wieder zu Faulkner zurückkehren zu können, meist dann, wenn die Selbstformatierung durch den allgegenwärtigen amerikanischen Realismus zu weit fortgeschritten ist. Dann ist es Zeit für Faulkner. Für eher gefühlte als konstruierte Literatur. Für wuchernde Sätze, die die Zeitebenen durcheinanderbringen, und für Figuren, die kaum hinterherkommen. Die langsam vor sich hin faulen wie überreife tropische Früchte. Ruinen, bevor sie in Szene gesetzt worden sind.

Bei Faulkner gibt es keine "psychologische Entwicklung", keine erbauliche Gedankenbilder, denen der Leser nachfolgen kann, wie bei einem gepflegten Sonntagspaziergang mit Thomas Mann. Lieber Faulkner als Proust und lieber Faulkner als Joyce, könnte man ausrufen, wenn man vor dem Bücherregal steht.

Wo ist "As I lay dying" eigentlich, bei dem ich ein paar Mal gescheitert bin? Scheitern. Das ist auch so ein Grundprinzip bei Faulkner. Dass etwas schiefgeht. "Es war das Buch, das mir am meisten Sorgen gemacht hatte, an dem ich am härtesten gearbeitet hatte, an dem ich noch arbeitete, als ich bereits wusste, dass es mir misslingen würde", sagt er über "Schall und Wahn". Immer wieder hat er angesetzt und in einem einzigen Roman dasselbe Buch gleich mehrmals geschrieben. Das Ergebnis ist grandios. Irgendwo steht es hier. Neben "Licht im August"? Es sind Bücher, zu denen man immer wieder zurückkehren kann. Und die am Ende in der Erinnerung mehr Platz einnehmen als im Regal, eingezwängt zwischen all den Amerikanern, die man jetzt für eine Weile außer Acht lassen kann.

Rainer Merkel (Jg. 1964) war 2009 mit "Lichtjahre entfernt" für den Deutschen Buchpreis nominiert. Im Herbst erscheint bei S. Fischer "Das Unglück der anderen"

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Author: Neely Ledner

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Name: Neely Ledner

Birthday: 1998-06-09

Address: 443 Barrows Terrace, New Jodyberg, CO 57462-5329

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Job: Central Legal Facilitator

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Introduction: My name is Neely Ledner, I am a bright, determined, beautiful, adventurous, adventurous, spotless, calm person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.